Untersuchung auf Ursachen der Schimmelpilzbildung

KA-Südwest - Begehung am 18.02.2010
Anwesende: Frau B., Matthias Goslar


Daten:

  • Uhrzeit: 8.30 - 10.00 Uhr
  • Himmel: Bewölkt
  • Außentemperatur: ca. 1,2° C
  • Innentemperatur: ca. 20° C
  • Oberflächentemperatur der Innenwände: ca. 19,6 - 20,2° C
  • Oberflächentemperatur der Außenwände in der Fläche: ca. 16,2 - 16,4° C
  • Oberflächentemperatur der Außenwände in Außenecken: ca. 10,2 - 12,9° C
  • Bodentemperatur bei Terrassentüren: ca. 7,6 - 8,5° C
  • Relative Luftfeuchtigkeit Innen: ca. 44,5 %
  • Messgerät: Gann Hydromette UNI 2 mit den Messköpfen: IR 40 (Temperatur), B 60 (Feuchtigkeit) und RF-T (relative Luftfeuchtigkeit)

Die angetroffenen Werte von Innenlufttemperatur und Luftfeuchtigkeit bekräftigen die Aussage von Frau B., die versichert, dass die Räume mehrfach täglich mit weit geöffneten Fenstern gelüftet werden und alle Räume tagsüber auf ca. 20° C geheizt werden.

Schadensbild:

Untersucht wurden hauptsächlich die Außenecken von Wohn- und Kinderzimmer, die laut Aussage von Frau B. am stärksten von der Schimmelpilzbildung betroffen sind. Die beigefügten Fotos der Familie B. belegen dies. Die linke Ecke des Schlafzimmers ist ebenfalls betroffen. Da das Schadensbild und die angetroffenen Messwerte nicht wesentlich von den beiden untersuchten Zimmern abweichen, wurde darauf verzichtet, die Werte hier im Einzelnen ebenfalls wiederzugeben. Zum Zeitpunkt der Begehung konnte kein starker Schimmelpilzbefall beobachtet werden. Die betroffenen Flächen werden nach Aussage von Frau B. immer wieder von Schimmelbefall gereinigt, um eine Gesundheitsgefährdung der Bewohner zu vermeiden. Die untersuchten Raumecken zeigten zum Zeitpunkt der Begehung aber deutliche Spuren von Feuchtigkeit, die typischerweise durch dauerhafte Tauwasserbildung entstehen.

Ursachen:

Bei Außenecken von Gebäuden handelt es sich um sogenannte "geometrische Wärmebrücken", da der Wärmestrom hier -- bildlich gesprochen -- nicht nur in eine, sondern in zwei Richtungen durch die Bauteile fließen kann. Die Folge sind deutlich verringerte Oberflächentemperaturen in den Raumecken. Dies ist auch in den untersuchten Zimmern zu beobachten. Bei etwa 1,0° C Außentemperatur und ca. 20° C Innenlufttemperatur sinkt die Oberflächentemperatur in den Außenraumecken bis auf nur noch ca. 10,0° C ab. Bei der gemessenen Luftfeuchtigkeit von ca. 45 % relativer Luftfeuchtigkeit liegt die lokale, relative Luftfeuchtigkeit an den betroffenen Stellen damit bei über 90 %. Sinkt die Außenlufttemperatur auf deutlich unter Null Grad Celsius, kommt es selbst bei einer Luftfeuchtigkeit von unter 50 % relativer Luftfeuchtigkeit in den ungestörten Raumbereichen unweigerlich zu Kondensatbildung an der Oberfläche der Außenecken. (Bei - 10° C sinkt die Oberflächentemperatur auf ca. 5° C ab und die lokale, relative Luftfeuchtigkeit liegt bei 100 %). In der Folge werden die Bauteile durchfeuchtet, der Wärmestrom wird weiter erhöht und die Innenoberflächentemperatur sinkt noch weiter ab, was wiederum zu noch stärkerer Kondensatbildung führt. Die vorhandene Durchfeuchtung der Außenecken lässt sich an der gemessenen Feuchtigkeit der betroffenen Stellen erkennen. Gegenüber der ungestörten Wandfläche konnten hier statt 35 - 40 bis zu 120 Digits gemessen werden. (Die Einheit "Digits" taugt nur zur vergleichenden Messung mit einer Skala von 0 - 200. Sie sagt nichts über den tatsächlichen Feuchtegehalt der Bauteile aus.) Schon eine dauerhafte, relative Luftfeuchtigkeit von über 70 - 80 % - die sich aufgrund der vorhandenen baulichen Situation auch mit bester Lüftung und Beheizung der Räume in den Raumecken nicht unterschreiten lässt - reicht aus, dass das Wachstum von Schimmelpilzen an den betroffenen Bauteilen gefördert wird. An den Türschwellen der Terrassentüren wurden sogar Temperaturen von nur ca. 7,2° C gemessenen. Hier kommt es selbst bei bester Raumlüftung und Innentemperaturen von ca. 20° C zwangsläufig zu Kondensatbildung. Schimmelpilzbildung tritt hier allerdings nicht auf, da auf dem Granitboden der Nährstoff zur Schimmelpilzbildung fehlt.

Fazit:

Bei Schimmelpilzbildung in Innenräumen kommen im Wesentlichen drei Ursachen in Betracht:

  1. Schimmelpilzbildung durch zu geringe Dämmung und eine damit einhergehende lokale, relative Luftfeuchtigkeit von über 70 - 80 % bis hin zu Tauwasserbildung an Außenwandoberflächen mit geringer Oberflächentemperatur.
  2. Schimmelpilzbildung durch erhöhte Luftfeuchtigkeit in Folge von zu geringer Lüftung.
  3. Schimmelpilzbildung bei durchfeuchteten Bauteilen durch Bauschäden.

Aus Sicht des Verfassers beruht die hier angetroffene Schimmelpilzbildung im Wesentlichen auf unzureichende Dämmung in den Gebäudeecken. Im Bereich des Wohnzimmers kommt eventuell eine Durchfeuchtung der Außenwand durch die defekte Flachdachabdichtung des Vordachs hinzu.

Gegen eine zu geringe Lüftung, als Grund für die Schimmelpilzbildung, sprechen die gemessene Luftfeuchtigkeit von ca. 45 % rel. Luftfeuchtigkeit und die angetroffenen Temperaturverhältnisse (Oberflächentemperatur von nur ca. 10° C bei ordnungsgemäßer Beheizung mit ca. 20° C Innenlufttemperatur).

Um eine Schimmelpilzbildung durch ausreichende Lüftung zuverlässig zu gewährleisten, müsste die relative Luftfeuchtigkeit der Innenluft bei - 10° C Außentemperatur auf unter 35 % und selbst bei +/- 0,0° C auf unter 40 % gesenkt werden. Dies gelingt nur durch übermäßiges Lüften und/oder Heizen. Ganz abgesehen davon, dass eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 35 und 40 % aus gesundheitlichen Gründen deutlich zu gering ist und sie verstärkt zur Erkrankung der Atemwege und der Haut führen würde.

Für die Beurteilung ob bauliche Mängel als Ursache für Schimmelpilzbildung vorliegen, wird nach der maßgeblichen DIN 4108 von einer Innenlufttemperatur von 20° C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 % ausgegangen.

Nur eine deutliche Unterschreitung der nach DIN geforderten, relativen Luftfeuchtigkeit oder eine deutliche Erhöhung der Innenlufttemperatur würden die Gefahr der Schimmelpilzbildung bei Beibehaltung der baulichen Situation gewährleisten. Beides wäre aus Sicht des Verfassers nur durch übermäßig starkes Lüften und/oder Heizen zu gewährleisten.

Um eine Schädigung der Bauteile und eine Gefährdung der Gesundheit der Bewohner zu vermeiden, müssten daher alle Außenecken des Gebäudes gedämmt werden. Zusätzlich müssten die Abdichtungen der Fenster deutlich verbessert werden.

Anlage:

  • Bilder vom Verfasser vom 18.02.2010
  • Bilder der Familie B. vom 22.12.2009 (hier nur teilweise enthalten)
  • Tabelle zur Taupunkttemperatur